Wie die Stimme jung bleibt

Kirchenmusiker und Chorleiter Dieter Leibold hat eine Seniorenkantorei gegründet. Den Sängerinnen und Sängern rät er, locker mit der Stimme umzugehen. Ohne Druck werden aber auch anspruchsvolle Werke einstudiert.
VON STEFANIE BONA

Remscheid: Jahrelange Erfahrung als Kirchenmusiker und Chorleiter haben Dieter Leibold zu einem Experten für Seniorensingen werden lassen. Als Referent für die „Musik-Geragogik“ - also für die musikalische Bildung im Alter - hat sich der Kantor der Katholischen Pfarrgemeinde St. Suitbertus in Remscheid einen Namen gemacht und gibt seine Kenntnisse vor Studenten und in Weiterbildungskursen für Mitarbeiter in der Pflege weiter.

„Durch eigenes Forschen habe ich mich in das Thema hineingearbeitet. Und das Interesse daran ist sehr groß“, erzählt Leibold. In seinen Fortbildungen geht es zum einen um die Veränderung der Stimme im Alter. Der Stimmumfang verringert sich mit den Jahren. Männer verlieren an Tiefe, Frauenstimmen erreichen die Höhen nicht mehr so leicht wie zu früheren Zeiten. Wann Veränderungen bzw. Einschränkungen bemerkt werden, sei individuell verschieden.

„Man kann den Alterungsprozess nicht aufhalten, so etwas zu versprechen wäre falsch. Aber man kann die Stimme so trainieren, dass sie länger fit bleibt“, erklärt der Fachmann. Dafür hat er ein Programm und spezielle Übungen entwickelt. Was für jeden Sänger wichtig ist, gilt für Senioren umso mehr: „Man sollte üben, locker mit der Stimme umzugehen und nicht zu verkrampfen“, erklärt Dieter Leibold.

Zum anderen berücksichtigt das Seniorensingen genauso soziale Aspekte. Jemand, der über viele Jahre in einem Chor gesungen hat, bemerkt vielleicht irgendwann, dass er die abendlichen Proben scheut. Also muss es Angebote am Nachmittag geben. Auch spüren manche älteren Sängerinnen und Sänger, dass ihnen die Anforderungen der Mitsänger und vielleicht auch des Chorleiters zunehmend Stress bereiten. Und möglicherweise sagt ihnen auch das Repertoire nicht mehr so zu oder das vorgegebene Tempo wird zunehmend zur Belastung. Trotzdem möchten gerade die geübten, langjährigen Chorsänger weiterhin ihrem Hobby mit Niveau nachgehen.

„Nach einem Seniorensingkreis suchen sie nicht“, betont der Kirchenmusiker. So hat Dieter Leibold als zusätzliches Angebot eine Seniorenkantorei ins Leben gerufen. Rund 20 Damen und Herren zwischen 65 und 85 Jahren - von denen einige über viele Jahre im Städtischen Chor mitgesungen haben oder sogar noch mitsingen - treffen sich einmal in der Woche am Mittwochnachmittag, um gemeinsam ein Programm einzustudieren und zu erweitern. Regelmäßig sind sie damit in Gottesdiensten und Konzerten präsent - gerne auch zusammen mit anderen Chören. „Wer tagsüber und mit Gleichgesinnten proben möchte, ohne Stress, aber mit Anspruch singen will, ist bei uns richtig aufgehoben“, sagt Leibold. „Und eine Dame“, so verrät er schmunzelnd, „singt in der Seniorenkantorei und im Chor Cantemus mit.“ Und dort wird ausdrücklich der modernen, rhythmischen Chormusik Gehör verschafft.

Originalbeitrag der Bergischen Morgenpost anzeigen...